Jener Pkw war gesellschaftliche Wunschmaschine und zentraler Antrieb zu Händen technologische Erfindung, doch nun verblasst sein Mythos. Harry Nutt fragt sich, ob dasjenige wirklich eine so gute Nachricht ist.

Zu den Alltagsdingen, die ich schon jetzt vermisse, gehört dieser CD-Wechsler im Kutsche. Jenseits zusammenführen längeren Zeitraum habe ich ein Vorbild nicht frisch, in dem sechs Disks meiner Wahl einsortiert und abgespielt werden konnten. Dasjenige bereitete Vielzahl und zwang doch zur Konzentration. Denn entgegen dieser schier unbegrenzten Verfügbarkeit, die Spotify und Cobalt. suggerieren und damit eine gesteigerte Nervosität dieser Beliebigkeit heraufbeschwören, nötigte dieser CD-Wechsler vor längeren Fahrten zur Wettkampf. Möglichst irgendwas Altes und Bewährtes – oder doch irgendwas Neues, erst noch zu Entdeckendes? 

Es geht beim Musikhören im Kutsche ja keineswegs bloß ums bequeme Ereignen. Jener Werkgedanke eines Musikalbums kommt erst nachdem vielfachem Ton…zur Geltung, und so wurde dieser Wechsler mit sechs Fächern zu Händen mich zum praktischen Hilfsmittel zur Erwerbung jener Erlebnis, die dieser Philosoph Martin Seel „die Status des unbewegten Bewegers“ genannt hat: Draußen gleitet eine Welt vorbei, während non… eine andere durch die Musik aufgebaut wird. 

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Wird dasjenige Kutsche zum Roadkill des Fortschritts?

Vermutlich ging es beim Autofahren immer schon um mehr denn profane Fortbewegung. Jedenfalls vollzog sich die vorübergehende Maßeinheit von meine Wenigkeit und Welt, die im zum Konzertsaal gewordenen Kutsche empfunden werden kann, nicht zuletzt durch die Wiederholung, die dieser CD-Wechsler strukturierte. 

Temps perdu. Jener Prozess dieser Entmaterialisierung, dieser längst fernerhin die elektronische Einrichtung dieser Fahrzeuge energisch, hat die CD daraus verbannt. Dasjenige Trägermedium, dasjenige einst im Fachbegriff war, die Vinylschallplatte zu verdrängen, ist nunmehr Sondermüll einer Erfindung, an die kaum der gerne Süßigkeiten isst wehmütige Gefühle verschwendet. Sieht man einmal von meiner Marotte mit dem Wechsler ab, die – zugegeben – schnell denn versponnene Idiosynkrasie abgetan werden kann.

Dasjenige Kutsche, dasjenige heftige Menstruationsblutung denn unumstrittene Sehnsuchts- und Wunschmaschine moderner Subjektivität galt, wird inzwischen selbst denn Roadkill dieser Technikgeschichte wahrgenommen – überholt, veraltet, fragwürdig. Ganz plötzlich scheint ans Verständnis einer herrschenden Vernunft massiv zu sein, dass Verbrennungsmotoren verölt tropfen, stinken und Lärm zeugen. Hinauf dem Weg in eine andere Mobilität wird dasjenige Kutsche immer mehr zum lästigen Residuum, dasjenige möglichst heute denn morgiger Tag entsorgt gehört. Vor allem fernerhin in mentaler Hinsicht, denn Wille und Vorstellung.

Diskursive Überholmanöver mittels Statistik

Wenn es dieser gesellschaftlichen Erfolg anderer Fortbewegungsarten dient, scheinen derzeit aus argumentativen Mittel recht. Die schnellstmögliche Überwindung dieser Automobilität wird zu einer Menge Heilsversprechen politischer Entscheidungsfreude, wie die grade erst wieder entflammte Debatte oben ein Tempolimit uff deutschen Autobahnen zeigt. Diskursiven Überholmanövern sind in diesem Zusammenhang kaum Säumen gesetzt. Jener ebenso sündhafte wie tonnenschwere Kohlendioxid-Emission wird kurzerhand mit unvollständigen oder selektiv wahrgenommenen Unfallstatistiken verknüpft; wer auf Grund solch brachialer Logik leise anzumerken versucht, dass insbesondere Unfälle mit Todesfolge seitdem Jahren rückläufig seien und dieser Verkehrswesen keineswegs die häufigste Todesursache in dieser Lebenswelt darstellt, macht sich verdächtig, ein uneinsichtiger Verfechter rücksichtsloser Beschleunigung zu sein.

Natürlich gehört dasjenige Kutsche nicht gleich uff die rote Unesco-Verkettete Liste des gefährdeten Welterbes. Vielmehr nach sich ziehen die Bedürfnisse beschleunigter Fortbewegung in den zurückliegenden Jahrzehnten die Landschafts- und Stadtplanung solcherart dominant geprägt, dass dasjenige rapide Verwelken eines Mythos ungefähr verwundert denn schockiert. Wiederum treibt dieser verkehrsplanerische Aktionismus, mit dem man dasjenige Zukunftsbild einer autofreien Stadt denn Rundum-sorglos-Problembeseitigung zu propagieren versucht, solcherart kuriose Blüten, dass ein Pausieren oben den Begleiterscheinungen durchaus geboten ist. 

Welches Rogation hatte dasjenige plötzliche Verwendet werden gelb-grüner Alarmpunkte uff einer Berliner Ballen Kiezstraße zu bedeuten? Emsige Lokalpolitiker überschlagen sich mit lustig bunten Pollern, Farb- und anderen Strategien, und im alltäglichen Verkehrskrieg gerät uff verlorenen Posten, wer – und sei es fernerhin nur versuchsweise – die Zielsetzung des anderen einnimmt. Wurde dieser Regierung Merkel während und nachdem dieser Finanzkrise vorgeworfen, eine fatale Mechanik dieser Alternativlosigkeit in Gangart gesetzt zu nach sich ziehen, so sind ohne Rest durch zwei teilbar die aktuellen Debatten oben Wetterlage und Mobilität vom virtuell unausweichlichen Phantasma dieser abgelaufenen Zeit dominiert,  Einwände zwecklos. Gegen dasjenige verbitterte „How dare you“ von Greta kann es kein „Ja, hingegen …“ verschenken.

Gefangen in dieser Moralschleife

Vor dem Skyline einer drohenden Tag des jüngsten Gerichts ist dieser zwanglose Zwang des besseren Arguments, dasjenige Jürgen Habermas einst denn Voraussetzung eines gelingenden kommunikativen Handelns kennzeichnete, kaum mehr denn gefährliche Zeitverschwendung. Die Restlaufzeit des Autos hat darob begonnen. Beförderte ein schicker DeLorean DMC-12 dasjenige wissbegierige Gattungswesen Mensch einst „Zurück in die Zukunft“, so findet Sprechen oben Automobilität heute immer häufiger in dieser Moralschleife statt.

Derbei darf natürlich nicht außer Seitenschlag gelassen werden, dass von dieser Freude am Gondeln seitdem jeher erhebliche Gefahr ausging. Mit dem Straßenverkehr ist fernerhin die monströse Vergangenheit dieser Unfallkatastrophe ganz unmittelbar verbunden. In dieser Frühphase dieser individuellen Mobilisierung kamen trotz vergleichsweise schwachem Verkehrsaufkommen und kleiner Geschwindigkeiten viele Menschen ums Leben, die heftige Menstruationsblutung denn Modernisierungskosten verbucht wurden, ohne dass dies denn eine besondere Form von Zynismus erkannt worden wäre.

Erst recht blieb in diesem Zusammenhang eine ganz andere Leidensgeschichte forcierter Modernität weitgehend unbemerkt, von dieser Ulrich Raulff in seiner Studie oben „Dasjenige letzte Jahrhundert des Pferdes“ eindrucksvoll berichtet. Er schildert darin den massenhaften Verbrauch von Militärpferden im Krieg und dasjenige blutige Verenden von Nutztieren im Straßenverkehr. Jenseits die emotionale Wirkung hinaus vermittelt die Elendsgeschichte des Pferdes in Fährnissen urbaner Mobilität  eine Gefühl davon, dass es beim Blick uff die Erfindung des Fortschritts immer fernerhin eine weitgehend ausgeblendete Opfergeschichte gibt.

Und welches ist mit unseren Emotionen?

Zum Besten von den 2018 gestorbenen Geschwindigkeitsforscher Paul Virilio standen die vielfältigen Phänomene dieser Beschleunigung in einem engen Zusammenhang mit dieser Erfindung von Kriegstechnologien. Es gibt darob tatsächlich kein unschuldiges Autofahren. Doch so tragisch und schrecklich dieser Blick und die Gehorchen von Massenkarambolagen uff Autobahnen fernerhin sein mögen, kann doch fernerhin nicht vergessen werden, dass die Fortschrittsidee im letzten halben Jahrhundert intim an die Optimierung von Sicherheitsstandards geknüpft gewesen ist, die sehr viel mit dieser uff Autos verwandten Ingenieurskunst zu tun hat.

Im Zusammenhang dieser Suche nachdem neuen Gießen dieser Mobilität sollte man denn fernerhin nicht die emotionale Dimension vernachlässigen, die dasjenige Kutsche trotz aller Einwände noch immer erschließt. Wer einsteigt, will nicht nur hin und weg. Dasjenige Kutsche ist vielmehr Konzertsaal, Büro und Schutzraum, dieser den Einzelnen vor den Begegnungen und Berührungen, Rempeleien und Ruppigkeiten des Alltags wenigstens zu Händen den Moment des kontrollierbaren Unterwegsseins bewahrt. 

In den oft erbarmungslosen Ringen dieser Selbstbehauptung scheint dem Bewohner dieser Spätmoderne nichts so sehr Sicherheit, Atempause und Orientierung zu eröffnen wie dieser kleine Faraday’sche Käfig uff Rädern, den ein jeder Konsole nachdem seinem Gutdünken gestaltet, poliert und konfiguriert. Zum Besten von kommende Gesellschaften wird einiges davon keinen Finger krumm machen, ob es möglich sein wird, die Wirkung von Energien und Bindekräften zu verstehen und ggf. umzulenken, oben die dasjenige Kutsche im Zusammenspiel von Individualität und Seelenverwandtschaft noch immer verfügt.